Frankreich

Eines der grossen Rätsel der Weinwelt ist für mich, wieso es so lange gedauert hat, bis die „Wine-Geeks“ rund um die Welt entdeckt haben, wie gut die Cabernet Francs von Clos Rougeard sind. Erst mit dem Noma und den Sommeliers in Kopenhagen begann der Hype um das Weingut. In Deutschland vor 10 Jahren noch sehr unbekannt, konnte man die Weine ohne Probleme bekommen. Heute werden Sie zu astronomischen Preisen zugeteilt und haben preislich mit den Spitzen aus Burgund und Bordeaux gleich gezogen. Einen Ausflug zu den Salons an die Loire habe ich Anfang 2019 genutzt um mir vor Ort den Produzenten anzuschauen.

In einem sehr unscheinbaren Gebäude geht es in Chacé in der Nähe von Saumur drei Etagen in den Keller. Hier lagern die Fässer von Clos Rougeard. Sehr grosszügig vom Weingut, das sich die Gelegenheit bot, gleich 5 Jahrgänge verkosten zu können: 2018 und 2017 vom Fass und 2016, 2015 und 2014 aus der bereits gefüllten Flasche.

Dabei die Einzellagen Le Bourg und Les Poyeaux und den „Clos“ Ortswein-Blend. Wer mehr zum Weingut, zu den Lagen und zur Vinifikation erfahren möchte, findet einen hervorragenden Bericht auf der Originalverkorkt Website von Christoph Raffelt.

Auch wenn man bei Fassproben mit (zu frühen) Urteilen immer vorsichtig sein sollte (bis zur Füllung kann sich noch viel ändern), so war doch der hedonistische 2018er Les Poyeaux mein Wein für die Insel. Dunkle expressive und vielschichtige Früchte, Waldbeeren, dabei aber mit Struktur und Säure ausgestattet, werde ich mir das einmal auf Termin legen, wenn der Wein irgendwann im Handel verfügbar ist. Das Fass 2018 des Le Bourg war so schätze ich gerade in der Malo, weshalb es sich leider sehr unzugänglich zeigte.

Wichtig für den Neueinsteiger bei diesem Weingut zu wissen ist, das der „Le Bourg“ in neuen Barriques ausgebaut wird, der „Les Poyeaux“ in einmal Gebrauchten und der „Clos“ in einer Mischung aus gebrauchten Fässern, was starken Einfluss auf das Trinkfenster und die Struktur des Weins hat. Das eigentliche Erlebnis des „Clos Rougeard“ Cabernet Franc Trinkens stellte sich für mich auch unabhängig vom Jahrgang erst bei den beiden Einzellagen ein, diese haben deutlich mehr Ausdruck, Konzentration und Struktur als der „Clos“, was ja auch ganz normal ist. Diese Weine gehören sicher zu den großen Weinen der Welt und sind in Ihrer Form einmalig, was auch die hohe Nachfrage erklärt. Für den Clos fallen mir von anderen Produzenten Alternativen zu wesentlich günstigeren Preisen ein.

Bevor noch einige Impressionen folgen. Meine Jahrgang Tipps sind: 2018, 2017, 2016 und für eine eher kühlere Paprikabetonte Stilistik 2014.