Österreich

Früher habe ich die Weine von Sepp Muster nicht wirklich verstanden.  Die Wende kam bei einem Besuch im Steira-Wirt (einem meiner Lieblingsrestaurants in Österreich), als mir Sonja Rauch einen gereiften Sgaminegg von Sepp Muster ins Glas goss. Ein Wein voller innerer Größe und Anmut, herrlich gereift und ein Erlebnis. Danke Sonja, ohne Dich hätte ich Sepp Muster nicht kennen gelernt!

An diesem Abend vor über einem Jahr entstand nämlich der Plan Sepp Muster zu besuchen. Im August 2018 war es dann endlich so weit. Das Weingut liegt ganz oben auf einer Anhöhe und gewährt einen weiten Blick über die schöne Steiermark.

Ca. 10 Hektar bewirtschaftet Sepp Muster nach bio dynamischen Grundsätzen seit 2001. Er hat viel Erfahrung mit den diversen Präparaten und Methoden der Biodynamie und strahlt eine beeindruckende Ruhe und Gelassenheit aus. Wir sprechen über die Herausforderungen des biodynamischen Weinbaus und seine Philosophie im Weinberg und Keller. Interessant ist es zu sehen wie gering zum Teil die Oberbodenauflage des Opokbodens (so bezeichnet man in der Region steinige kalkhaltige Böden aus Mergel und tonigen Sedimenten) und die Struktur des Gesteins hier ist. Die Böden sind karg und werden nicht gedüngt.

In den Weingärten setzt er auf eine Umkehrerziehung. Dabei lässt er die jungen Triebe in die Höhe wachsen und wartet einfach ab, bis diese durch ihr eigenes Gewicht nach unten fallen. Die Pflanze reguliert so ihr Wachstum und die Reifung der Trauben. Wichtig ist hier ein ausreichender Abstand zwischen den Reben, denn die Triebe dürfen sich mit ihrem Blattwerk nicht zu sehr in die Quere kommen, dies würde zum Beispiel das Abtrocknen nach einem Regenguss erschweren und auch die Lichtexposition ist ein Thema, Hier stehen im Schnitt 2700 Stöcke pro Hektar, die Stöcke sind ca.1,50-1,70 Meter hoch und der Durchschnittsertrag liegt bei 3000 Kilo Trauben pro Hektar. Ich bin fasziniert wie Reben ihr Wachstum selber steuern.

Alle Lagenweine werden im Keller im großen Holz getrennt ausgebaut. Die ältesten Fässer stammen aus dem Jahre 1999, Ziel ist es das Holz nicht geschmacklich auf den Wein wirken zu lassen, nur seine oxidativen Eigenschaften sind erwünscht. Dabei hat jede Lage Jahr für Jahr ihr eigenes Fass und natürlich setzt Sepp Muster auf eine Spontangärung. Die Eingriffe im Keller sind minimal (evtl. erfolgt nach Bedarf einmal eine Battonage) und er lässt den Weinen lange Zeit sich auf der Hefe zu entwickeln. Auf Schwefel verzichtet er (auch bei der Füllung). Beim Verkosten fällt mir sofort das Mundgefühl auf, dass sich schwer in Worte kleiden lässt. Die Weine habe einfach Präsenz am Gaumen, ein Merkmal für Naturweine das einem nur bei bio dynamisch erzeugten Weinen immer wieder begegnet.

Die Weine sind von der Intensität sehr leise und es ist ungewöhnlich einen Sauvignon Blanc mit einer derartig feinen Aromatik zu trinken. Frucht und die für Sauvignon Blanc eigentlich typischen Pyrazine sind hier fast gar nicht feststellbar. Das hat dazu geführt, das einige Verkoster diese Weine in der Vergangenheit unterschätzt haben. Inzwischen ist das Weingut sehr schnell ausverkauft, nachdem der aktuelle Jahrgang auf den Markt kommt und exportiert in die ganze Welt.

Besonders gut gefallen hat mir der Sauvignon Blanc vom Opok und der aktuelle Sgaminegg.

Wer in einer guten Weinbar (wie zum Beispiel dem O boufés oder Mast in Wien) die 12 Monate auf der Maische ausgebaute Erde oder andere gereifte Weine von Sepp Muster sieht, sollte sich unbedingt eine Flasche bestellen, diese Weine sind gereift schwer zu bekommen.

Weitere Informationen zur Philosophie und zu den Weinen von Sepp Muster finden Sie hier:

https://www.weingutmuster.com/Philosophie