DeutschlandPinot Noir

In die Rebsorte Pinot Noir habe ich mich nachhaltig verliebt, keine kurzfristige Liaison sondern eine lebenslange Beziehung. Vor einem Jahr war ich in Australien, Neuseeland und Tasmanien und vor 6 Wochen wieder einmal im Burgund und heute bin ich bei Julian Huber in Malterdingen, einem der besten Pinot Noir Erzeuger Deutschlands. Schon auf der Prowein dieses Jahr hatte mich sein Jahrgang 2016 in den Bann gezogen und jetzt wollte ich die Gelegenheit nutzen einmal einen Blick hinter die Kulissen  zu werfen.

Nicht weit hinter der Weinkellerei der Hubers zieht sich die Lage Bienenberg den Hang hinauf und kurz unterhalb vom Waldrand liegt der Wildenstein Plot. Hier wachsen die Reben für den komplexesten Wein von Julian Huber, den raren Wildenstein.

Die Bodenauflage ist recht dünn hier oben und die alten Reben müssen tief in den mit Eisen durchzogenen Muschelkalkboden wurzeln um eine gute Wasserversorung sicher zu stellen.

Im Unterstockbereich wird mechanisch gearbeitet und das Unkraut entfernt. Bei den Hubers werden keine Herbizide eingesetzt und das Unkraut in aufwändiger Handarbeit mechanisch kontrolliert.

Die Rebstöcke für den Wildenstein verteilen sich auf mehrere Subplots mit unterschiedlich alten Reben und verschiedenen kleinbeerigen französischen Klonen.

Besonders interessant finde ich eine Selektion mit unterschiedlich großen Beeren, die ich vorher noch nicht gesehen hatte. Ein französischer Klon, der bei minimalem Ertrag ein komplexes Geschmacksspektrum aufweist.

Ich erfahre auch auch, dass Trauben nicht mehr geteilt werden, wie ich es vermutet hätte. In der Spitze weisen die Beeren mehr Säure auf, die dann verloren gehen würde, erklärt mir Julian Huber. Statt dessen werden teilweise ganze Trauben jetzt kurz vor der Véraison abgeschnitten um die Kraft der Rebe auf die verbleibenden Trauben zu konzentrieren. Entblättert wird nur unterhalb der Trauben um dort die Luftzirkulation zu verbessern, aber von oben durch Blattwerk noch einen Sonnenschutz zu haben. Das alleine bietet schon Stellschrauben ohne Ende im Weinberg und bei mir im Kopf entsteht eine gigantische Matrix mit hunderten von Optionen und Entscheidungen, die ein Top-Winzer heute bewältigen muss, um in der internationalen Spitze mitspielen zu können.

Natürlich sind auch im Keller viele Entscheidungen zu fällen. Bei der Vergärung kommt es zum Beispiel auf den Anteil der ganzen Trauben an. Stilgerüste sind auch nicht homogen, sie können unterschiedlich dick und reif/unreif sein. Kleine Trauben haben dünnen Stilgerüste, die wahrscheinlich auch schneller ausreifen, dickere Stilgerüste bringen vielleicht mehr Spannung in den Wein.

Bei der Elevage muss dann eine Entscheidung über die Auswahl der Fasslieferanten und den Anteil des Neuholzes gefällt werden. Wissbegierig lausche ich den Erklärungen von Julian Huber.

Beim Verkosten  der Weine stelle ich dann fest, dass die ganze Arbeit sich auszahlt, so gut und fein schmecken die Pinot Noirs aus 2016 auch schon in dieser frühen Phase. Bei den verkosteten Weinen handelte es sich zum Teil um Fassproben.

Der Malterdinger Ortswein 2016 ist eher primärfruchtig mit Noten von roten Kirschen, Pflaumen und ein wenig Holzkohle, der Körper ist eher im schlanken Bereich bei einem mittleren Abgang. Ein empfehlenswerter Wein für die nächsten 5-6 Jahre, der jetzt schon Spaß macht.

Die Alten Reben 2016 weisen Aromen von dunklen Früchten, Himbeeren und Zeder auf, haben einen mittleren Körper und etwas gröbere Tannine. Der Wein ist balanciert und hat eine gute Länge.

Der Bienenberg 2016 präsentiert sich heute recht verschlossen und will nicht soviel preis geben. Die Tannine sind sehr fein und der Wein wirkt wie aus einem Guss, sehr kompakt und gut.

Dafür ist der Schlossberg 2016 umso offener. Kirsche, schwarze Johannisbeere, Walderdbeeren, einige Aromen von den Rappen (es wurden ca. 35% Ganztrauben hier verwendet), sehr feine Tannine, kompakt und zurückhaltend am Gaumen mit sehr langem tiefen Abgang, für mich der bislang stärkste Wein.

Doch dann kam der Wildenstein 2016 ins Glas. Was für eine Nase, komplexe Noten von dunklen Beeren, Veilchen, Zeder, ein bisschen Holzkohle (es wurden 30% Neuholz verwendet) kombiniert mit floralen Noten, man kann sich da gar nicht satt riechen. Ultrafeine Tannine, am Gaumen wieder dieses stimmige kompakte Profil eines sehr guten Jungweines, im Abgang noch nicht so lang aber beständig ausklingend. Definitiv für mich der größte Wein der Probe mit sehr gutem Zukunftspotential.

Danach ging es an das Probieren der Weissweine, bei denen der Focus immer mehr auf der Rebsorte Chardonnay liegt.

Der Malterdinger 2016 mit 60% Chardonnay und 40% Weissburgunder weiss gleich zu überzeugen, der Wein wirkt nicht über Frucht sondern über Hefe und Gäraromen, ein idealer Wein für die Gastronomie mit Anspruch zu einem Super-Preis.

Der Chardonnay Alten Reben 2016 hat mehr Druck am Gaumen und leicht reduktive Noten kombiniert mit Walnuss und Hefenoten; mit mehr Luft zeigt sich ein Hauch tropischer Früchte (Ananas), Mittellanger Abgang.

Der Bienenberg 2016 wirkt feiner und hat trotzdem mehr Präsenz und einen längeren Abgang.  Auch er zeigt schöne Gär- und Hefenoten, ein Wein mit viel Potential der momentan noch etwas verschlossen wirkt.

Der Schlossberg liegt noch im Fass und ich konnte ihn leider nicht probieren.

Julian Huber hat mich mit seiner 2016er Kollektion voll überzeugt. Die Weine wird es ab November 2018 zu kaufen geben.