DeutschlandRiesling

„Seit rund 230 Jahren ist unser Gut im Familienbesitz. Vor allem in den vergangenen drei Dekaden hat die Wertschätzung dieser alten Tradition mehr und mehr unser Tun bestimmt. Mit Respekt vor dem Wissen und der Erfahrung unserer Urväter arbeiten wir seit 2004 als zertifiziertes Demeter-Mitglied nach den Grundsätzen der Biodynamie. So kommen wir seitdem im größtmöglichen Einklang mit der Natur unserer Idee von beseelten Weinen immer näher.“

Mit diesen Zeilen beginnt auf der sehr gut gemachten Homepage des Weingutes Peter Jakob Kühn, von der auch das Titelbild des Beitrages stammt, der geschichtliche Abriss. Im „Einklang“ mit der Natur wird hier im Weinberg und im Keller gearbeitet. Das bedeutet, dass die Kühns sehr wenig in die Weinwerdung eingreifen. Ihre Weine zeigen so viel authentischer als konventionelle Weine Lage und Jahrgang.

Seit 2012 verantwortet Peter Bernhard Kühn die Weine und setzt seine Ideen der Weinbereitung um. Einen Aufenthalt im Rheingau Anfang März 2018 habe ich dazu genutzt, Vater und Sohn in Oestrich-Winkel zu besuchen und mir ein Bild über ihre Philosophie im Weinberg und Keller zu machen.

Noch bevor man in den Ort fährt kann man einen Blick auf die Lage Doosberg werfen. Die guten Parzellen liegen oberhalb des Bahndamms. Hier befindet sich auch die Parzelle, aus der das Landgeflecht kommt. Nicht weit vom Bahndamm entfernt bei einem Baum am westlichen Rand gibt es einen Brunnen, nach dem die Lage benannt ist. Eine besondere tonhaltige Bodenformation ist unter anderem für die besondere Qualität der von dieser Parzelle erzeugten Weine verantwortlich.

Einen Teil der Lage Sankt Nikolaus findet man, wenn man den Ort durchquert kurz bevor auf der rechten Seite das Hotel Ruthmann kommt. Eine Statue, wie auf dem nachfolgenden Bild zu sehen ist, markiert die Lage. Die Sub-Parzelle Schlehdorn liegt bei einer alten Villa auf der linken Seite der Strasse Richtung Rhein nicht weit von der Statue entfernt. Alte Reben sind hier im ehemaligen Privatgarten der Villa erhalten geblieben. Diese Parzelle wurde auch nicht flurbereinigt, vielleicht eines der Geheimnisse dieses aussergewöhnlichen Weins.

Foto: St. Nikolaus Lage (in der Nähe der Schleudern Parzelle) Copyright by Andreas Durst

Durch schmale Gassen erreicht man dann das Weingut der Familie Kühn am oberen Ortsrand. Angela Kühn hat gerade Gäste und ich warte auf Peter Jakob, den ich vor 2 Jahren im Gewölbekeller bei Balthasar Ress kennen gelernt hatte. Die verlängerte Lagerzeit auf der Vollhefe war damals im Keller unser Diskussions-Thema.

Doch bevor es in den Keller geht und ich mich vor Ort den Ausbau der Weine anschaue, erläutert mir Peter Jakob erst einmal die bio-dynamische Bewirtschaftung der Weinbergslagen und die Kompostwirtschaft.

Ich erfahre, das es vor einigen Jahren extra Spezialisten für Kompost gab, sogenannte Kompostmeister. Ein Wissen, das zum Glück in der biologischen Landwirtschaft weiter gegeben wurde.

Die Kühns haben sich mit dem Thema Boden und Kompost sehr intensiv beschäftigt, das merkt man. Beim nächsten Besuch muss ich mir unbedingt die Weinberge zeigen lassen, liegt hier doch der Ursprung für die herausragende Qualität der Kühnschen Weine.

Bio-dynamisch nach Demeter Regeln bewirtschaftet und mit viel know-how in der Bodenpflege und Bearbeitung entstehen aus der Schlehdorn und Landgeflecht Parzelle die Kühn Unikate, die länger als die anderen Weine auf der Hefe reifen dürfen. Erst nach 3 Jahren im Fass kommen diese Weine auf den Markt. Die Kühns waren eines der ersten Weingüter, dass auf eine verlängerte Fassreifung setzte, auch die Großen Gewächse St. Nikolaus und Doosberg kommen erst nach 2 Jahren auf den Markt. Im Keller befinden sich Halbstück, Stück- und Doppelstückfässer der Firma Stockinger in unterschiedlichen Altersstufen.

Peter Bernhard Kühn entscheidet wann die jeweiligen Weine von der Vollhefe genommen werden, wie lange sie dann noch ruhen und wann sie gefüllt werden. Ich habe zum Schluss das Glück Fassproben des 16er Jahrgangs probieren zu dürfen. Den Doosberg, in den ich mich sofort verliebe und den St. Nikolaus erkenne ich blind. Das Landgeflecht und der Schlehdorn brauchen noch Zeit, sie sind komplexer und noch in der Entwicklung. Auf den Jahrgang 2016 darf man sich freuen, soviel kann ich nach dieser Probe schon einmal verraten.

Die aktuellen Weine kann man auf dem Weingut bestellen.
http://www.weingutpjkuehn.de/weinshop