Syrah

Ist Pinot Noir vielleicht doch nicht der heilige Gral?

Vor ein paar Jahren dachte ich noch, Syrah von der Nord Rhone müsste leicht unreif schmecken und zickige Tannine haben. Ich konnte ehrlich gesagt wenig mit der Rebsorte Syrah anfangen.

Der glückliche Zufall wollte es dann, dass ich vor einiger Zeit bei einem Freund einen Chapoutier L’Ermite 2007 trinken durfte. So eine sakrale Tiefe in einem Wein hatte ich noch nie erlebt. Man fühlt sich wie in einem großen Dom. Auch wenn der Wein natürlich noch viel zu jung war, wurde mir klar warum viele Weinliebhaber so von der Nord-Rhone schwärmen.

Ende 2015 bei der Christmas Probe vom Sampler in London dann Grange 2002 (fand ich viel zu fett) und Chave Hermitage 1985 (mir persönlich zu opulent mit starker Chassis-Note).

 

Bis hierhin war der L‘Ermite mein Favorit.

Danach folgte eine Syrah-Probe im Sommer 2016. Die australische Verwandtschaft hatte Grange und Hill of Grace dabei und wir konterten mit einem gereiftem LaLa und La Chapelle.

 

 

Jetzt gab es schon 2 Favoriten, den Chapoutier L’Ermite 2007 und den Guigal La Turque 1994.

Dazu gesellte sich ein maskuliner aber ausbalancierter Cornas 2010 von August Clape im Spätsommer und ein filigraner und feinfruchtiger La Chapelle 1978 von Jaboulet Aine im Dezember 2016 in London.

 

Und ein paar Tage später währende eines Tastings im Münchner Tantris ein herrlich gereifter Grange Hermitage 1977 mit der Erkenntnis: 2 Jahre nach Max Schubert war die Welt bei Penfolds noch in Ordnung und es wurde auf Finesse geachtet.

 

Endlich also auch ein Australier, der mich voll überzeugt hat.

Das Diploma beim WSET ist schon noch ein Stück vom Master of Wine entfernt, trotzdem muss man beim Wissen sehr breit aufgestellt sein. Und manchmal muss man sich für die ganze Lernerei auch mit einer besonderen Flasche belohnen.

Einen Syrah hatte ich dabei besonders auf dem Radar. Jean Louis Chave halte ich für einen der besten Winzer unserer Zeit und ich wollte schon lange einen Wein aus meinem Lieblingsjahr 2010 von ihm trinken. Das ist an der Rhone wie auch in einigen anderen Regionen besonders gut ausgefallen.

Auf der Rückfahrt von Rust nach München enddeckte ich dann auf einer Restaurantkarte eine Flasche Hermitage 2010 von ihm. So eine Flasche ist leider kein Schnäppchen und eigentlich sollte man noch 20 Jahre mit dem Trinken warten und wenn man alleine ist, macht das ja auch nur halb soviel Spaß. Alles nette logische Argumente, die Flasche nicht zu bestellen!

Doch manchmal muss man auch unvernünftig sein. Wobei – so unvernünftig war das dann doch nicht.

Nachdem ich das erste Glas in der Hand hatte, war mir klar, dass das die beste Entscheidung war, die ich treffen konnte. Der Wein hat eine Frische und eine von dunklen Früchten unterlegt Komplexität mit seidigen Tanninen und überragenderLänge, dass er der Perfektion nahe kommt. Das macht jetzt schon wahnsinnig viel Spaß zu trinken. Ich war auf jeden Fall völlig versunken und vergaß alles um mich herum. Die anderen Gäste müssen mich dann auch für ein bisschen verrückt gehalten haben, als ich völlig versunken am Glas gerochen und den Wein genossen habe. Ich hörte nur ein geflüstertes „Jetzt macht er auch noch ein Foto von der Flasche“ vom Nachbartisch.

Jean Louis Chave hat ein wahres Meisterwerk vorgelegt und wenn ich das Geld hätte, würde ich mir 40 Flaschen davon kaufen und jedes Jahr eine aufmachen.

Hier noch einige Informationen zum Wein und zu den Lieux-Dits des Hermitage-Hügels aus denen er erzeugt wird. Übrigens interessant zu wissen, dass im roten Hermitage 15% Marsanne und Rousanne nach Appelationsvorschriften erlaubt sind, wobei ich mir nicht vorstellen kann, dass ein Winzer das ausnutzt. Selbst im Cote Rotie ist der Anteil an Viognier ja inzwischen verschwindend gering.

http://www.wineanorak.com/rhone/hillofhermitage.htm

http://www.tenzingws.com/blog/2016/1/22/the-hermitage-hill-and-all-of-its-lieux-dits