DeutschlandPinot Noir

Wir haben ziemlich großes Glück hier in Deutschland was Pinot Noir anbelangt. Das ist vielen noch immer nicht wirklich bewußt.

Denn es gibt einige deutsche Winzer,  die bei internationalen Pinot Noir-Verkostungen immer wieder unter den Besten landen und deren Weine noch bezahlbar sind.

Pinot Noir hat natürlich immer seinen Preis, erfordert er doch strengste Selektion der Trauben im Weinberg und kompromissloses Qualitätsstreben im Keller, short cuts gibt es nicht.

Deshalb muss man auch unterscheiden zwischen leckeren Einstiegs Spätburgundern um die 15-20 Euro  und den jeweiligen Top Weinen der Winzer, die bei ca. 50 Euro anfangen. In Burgund ist das Preisgefüge ein ganz anderes, die Top Liga ist dort nicht unter 150 Euro zu haben und die Domaine oder Frau Leroy sind im Handel schnell mal vierstellig.

Mich überzeugen in Deutschland  die Pinot Noir’s der Familie Fürst seit vielen Jahren.

 

Pinot Noir verzeiht keine Fehler, das wissen wir alle. Versucht der Winzer irgendwo in der Kette von der austreibenden Rebe im Frühjahr bis zum Abfüllen des Weines einen Kompromiss zu machen, wird man das später schmecken. Deshalb gibt es ja auch so wenige Spitzen Pinot’s. Eines ist für mich sicher, das Terroir für Pinot Noir haben wir hier in Deutschland und zum Glück waren viele deutsche Winzer clever genug auf eine gute Selection Masalle zu setzen und nicht den Fehler vieler kalifornischer und neuseeländischer Winzer zu machen, die es mit reinsortigen Klonen versucht haben. So kommt Komplexität in den Wein.

Die Fürst’s haben 3 Spätburgunderlagen: Hundsrück, Schlossberg und Centgrafenberg. In allen Lagen steht eine Mischung aus deutschen und burgundischen Klonen, Neuanpflanzungen und Ersatz für alte Reben werden eher mit französischen Klonen durchgefüht. Die meisten Reben sind im besten Alter zwischen 20 und 40 Jahren. Wir befinden uns in Franken, dass heißt gemäßigtes bis kühles Kontinental-Klima mit  kühlen Nächten, die dem Wein ein gutes Säurerückrad verleihen. Durch den Klimawandel reifen die Trauben regelmäßig voll aus. Die Unterschiede zwischen den Lagen sind deutlich schmeckbar und jeder wird hier seinen persönlichen Favoriten finden. Das ist ja gerade die Kunst, das Terroir zu interpretieren und schmeckbar zu machen.

 

Mindestens 50 Prozent der Ernte werden als ganze Trauben vergoren, weil Sebastin Fürst die „minzige“ Frische der Kämme im Wein haben möchte. Das hat auch den Vorteil, für eine sehr gute Alterungsfähigkeit zu sorgen. Noch entscheidender als ohnehin schon, ist hier der richtige Lesezeitpunkt, ansonsten wäre der Geschmack der Kämme zu grün.

Bei der Kaltmazeration wird sehr vorsichtig vorgegangen, nicht zu lange, nicht zu kalt – „weniger ist hier mehr“, könnte man das auf den Punkt bringen. Nach der Fermentation und Mazeration und dem Zufügen des schonend erzeugten Pressweins kommen die Weine für einige Monate in Barrique Fässer.

Dabei arbeitet er mit mehreren französischen Fasslieferanten der Top-Liga zusammen. Ich wusste vorher zum Beispiel gar nicht, dass es eine Exklusiv-Serie von Francois Freres gibt, wo das Holz 36 Monate an der Luft lagert. Das macht den Einfluss des Holzes deutlich sanfter.

http://www.francoisfreres.com/ang/produit.html

Das Toasting der Fässer bewegt sich meist im Medium-Bereich und es wird eine Mischung aus alten und neuen Fässern verwendet. Das Holz soll schliesslich nicht schmeckbar sein, sondern Struktur und Haltbarkeit schaffen.

Zum Abfüllen sucht Sebastian Fürst dann die besten Fässer heraus und entscheidet über die endgültige Zusammensteillung der jeweiligen Lagenweine.

Nachdem ich die Jahrgänge 2014 und 2015 als Fassproben schon probieren durfte kann ich nur sagen:  Da kann man sich jetzt schon drauf freuen.

Besonders aufgefallen ist mir die Balance, Eleganz und Finesse der Weine. Da treffen Talent, Fleiß und Bauchgefühl zusammen. Es gibt soviel Stellschrauben und Abzweige die man nehmen kann , möchte man einen wirklich großen Pinot erschaffen – die Fürst’s bekommen es hin.

ERNTE 2016

„Grau is alle Theorie – entscheidend is auf’m Platz“

Das schöne Zitat von Adi Preißler passt nicht nur wunderbar zum Fussball, ich finde in der Welt der guten Weine ist es mindestens genauso gültig. Deshalb habe ich mich Ende September 2016 auf den Weg gemacht, Sebastian Fürst bei der Ernte einen Tag über die Schulter zu schauen.

Eines ist mir an diesem Tage besonders klar geworden: Das ein großer Wein nur entstehen kann, wenn im Weinberg äusserst sorgfältig gearbeitet wird und wenn der Winzer ein Gefühl für seine Reben hat.

Die Arbeit im Weinberg ist mit viel Fleiss und Aufwand verbunden. Die  Wirtschaftsweise der Fürsts ist aufwändig, aber das sieht und spürt man finde ich. Auch wenn ich kein Fachmann bin, ist mir der gute und lebendige Boden aufgefallen.

Auch eine gute Laubwandarbeit ist wichtig. Dabei geht es nicht nur um das Laubwand-Frucht Verhältnis, auch die Beschattung der Trauben ist zu bedenken. Hier gibt es beim Freistellen der Trauben unterschiedliche Varianten. Das geht vom kompletten Entblättern bis zum gezielten stehen lassen einiger Blätter, damit die Trauben keinen Sonnenbrand bekommen, aber trotzdem gut belüftet werden.

Durch die stabile Wetterlage der letzten Wochen konnten die Trauben auch sehr gut ausreifen, dabei hatte das Jahr 2016 ja so schwierig angefangen.

Weil ich wissen wollte, wie Beeren und Kerne schmecken, habe ich einige probiert. Vielleicht bilde ich mir das ein, aber ich finde man schmeckt den Unterschied zwischen deutschen und französischen Klonen.

Man merkt auch beim zerkauen der Kerne welche unreif, reif und überreif sind. Bei den Unreifen schmeckt es einfach viel zu grün, bei den sehr reifen Beeren fehlt die Spannung.

 

Das dürfte sich, so würde ich mal mutmaßen auf den späteren Wein übertragen. Da ist dann wohl eine echte Gratwanderung, den richtigen Erntezeitpunkt für die einzelnen Lagen festzulegen.

Das folgenden Bilde ist im Hundsrück aufgenommen. In diese Lage habe ich mich verliebt, sie hat etwas Majestätisches und strahlt eine große Ruhe auf mich aus. Ich bin vor Sonnenaufgang aufgestanden um dort einen Spaziergang zu machen.

 

Am Vorabend durfte ich sogar im Keller zuschauen und verschiedene Stufen des gärenden Mostes probieren. An dieser Stelle möchte ich mich nochmal bei der Familie Fürst und allen Mitarbeitern des Weingutes für die tolle Unterstützung bedanken.