DeutschlandRiesling

Jeder erinnert sich wahrscheinlich an den heißen und trockenen Sommer und die Sonne im Jahr 2018. Wegen Niedrigwasser auf Rhein und Mosel musste die Schifffahrt zum Teil eingeschränkt werden. Keine leichten Bedingungen für Reben und die Erzeuger von Spitzen Rieslingen. Da fühlt man sich schnell an 2003 erinnert. Doch das wäre ein vorschneller Schluss, denn jedes Jahr ist anders und stellt neue Herausforderungen.

Die Kellers verfügen über ein sehr gutes Portfolio herausragender Lagen: in Westhofen mit dem  Morstein, dem Kirchspiel und der Abtserde, in Dalsheim mit dem Hubacker, im roten Hang mit Hipping und Pettenthal. Nicht zu vergessen die „neue“ Lage im Schubertslay an der Mosel. Dabei gestattet es die geringe Betriebsgröße von 20 ha überall noch selbst mitarbeiten zu können und gestaltend einzugreifen. Viel Fleiss, Arbeit und Herzblut wird von 3 Generationen in der Familie  und ihrem Team dabei investiert und Labrador Pinot wirkte jetzt noch ganz schlank und durchtrainiert vom vielen Herumrennen im Weinberg.

Die Lagen im roten Hang haben mir persönlich besonders gut gefallen beim Verkosten der Fassproben 2018, dabei bin ich aber auch bestimmt ein bisschen befangen, denn ich finde den roten Hang faszinierend.

Wie auch in den anderen Lagen kann Klaus Peter Keller hier auf tief wurzelnde alte Reben in Hipping und Pettenthal setzten.

Doch das macht es alleine natürlich nicht aus. Unzählige Entscheidungen müssen im Weinberg getroffen werden und manchmal muss man Dinge anders machen und aus bewährten Rezepten ausbrechen. Genau richtig war wohl deshalb die Entscheidung, die Reben im Sommer möglichst wenig zu schneiden und viel Blattwerk stehen zu lassen und so die Trauben zu beschatten. Eine Art natürlicher Sonnenschirm.

Auch beim Erntezeitpunkt und im Weinkeller wurden die richtigen Entscheidungen getroffen, alle Weine haben eine sehr gute Säurestruktur mit einem hohen Anteil Weinsäure, wirken frisch, haben Substanz und erstaunlich niedrigen Alkohol und zeigen ihr Terroir. Mit dieser Struktur dürften Sie eine sehr gutes Reifepotential haben.

Am liebsten würde ich dem kleinen Prince Louis of Cambridge gleich eine Karte schreiben, dass er sich auf „sein“ Kabinett aus dem Hipping schon mal mächtig freuen kann. Der Wein stammt aus einer Parzelle im Besitz der Familie Keller, aus der bereits 1953 das englische Königshaus Wein bezogen hat.

Freuen darf man sich auch schon einmal auf die großen Gewächse, für mich angeführt von Pettenthal und Hipping. Uropa Friedrich Keller, von dem der Satz: „Kleiner Rhein – Großer Wein“ stammt, hat seinem Ur-Enkel Klaus Peter da genau den richtigen Rat gegeben. Der Pettenthal wird auf die Versteigerung in Bad Kreuznach gehen und der Hipping wird neben dem sehr guten und souveränen G-Max nur über die Keller Kiste verfügbar sein. Ein besonderer Tipp ist für mich deshalb in 2018 der sehr gute Hubacker.

Die Überraschung des Abends war der Grüne Silvaner, ein Wein unter 10 Euro ab Weingut, von dem man sich unbedingt ein paar Flaschen sichern sollte. Er zeigte Substanz und genau die richtige Balance aus Frische und zarten würzigen Silvaner Noten.

P.s.: Auf die Weine aus der Schubertslay müssen wir noch etwas warten. Wir bekamen aber schon  einen allerersten Eindruck, weil John Gilman (View from the Cellar) aus den USA angereist war. Eines kann ich nach einem kleinen Schluck Schubertslay deshalb schon sagen: Pure Magie! Mehr dann gegen Ende des Jahres…